Freitag, 27. Oktober 2017

Gedankensplitter




Zwei Menschen, die Sterne suchen,
schnitzen ein Herz.

Waldmoos weiß, dass Liebe nie
Schatten sieht und Teufelshaken.

Liebe sagt sich: Du und ich sind nicht vollkommen,
wie wir sind.
Wir haben uns doch angenommen.



(c) Prof.G.A.Neumann
1947

Sei und werde (1946)

Der Wald verharrt
in Schweigen
und Friede
kost die Kronen.
Lieblich sieht der Morgen
über alle Fluren.

Von urfernen Welten sprühend
eilen Sonnenstrahlen glühend
ihren Weg
und brechen Eis und Frost.

Das Gold
der Sonne
hat vor der Nacht
sich hinter Steine
und Buschwerk versteckt.
Im Morgenscheine
ist's froh erwacht,
voll Wonne
so hold.

Da hat
sicher wieder
am Ufersaum
aus tiefem Schlummer
eine Blume gereckt,
erlöst von Kummer
und argem Traum
Gefieder
und Blatt.

Durch den Dom
der Tannen
Lichter weh'n.
Sie schwingen
im Reigen
um den Born
und bringen
froh dem Ton den hellen Schimmer,
auch dem Quell den zarten Glimmer
und zum Strom
das Ahnen.

Waldruh vermag,
den Born nicht zu binden,
wie jeder Tag,
den Nächten muß schwinden.

Wo aus tiefem Erdenmunde
frisch und rein die Quelle sprießt
und im dunklen Tannengrunde
scheu ihr lautres Wasser fließt,
weicht der rätselhafte Schleier
vor dem Ursprung aller Welt.

Dies Geschehen macht Dich freier,
das solch' Schönheit Dir erzählt.
Kniee nieder, Mensch, laß' Zähren
säubern Dich von allem Wahn,
denn ein Wunder ist Gebären
und ein Gott wohnt in dem Plan.

Leben bricht aus aller Erde,
wenn sie zeugend Lieb' umfängt,
und das lichtgespeiste "Werde"
Knospen aus der Scholle drängt.

Weltenforscher,
der Du Höhen und Tiefen durchmißt
und sinnst
Urgründen selbst und Schöpfungen nach,
haderst mit Schein
und verlogenen Religionen,
gegen Leiden empört,
frage die Wasser doch,
warum sie die Quelle verließen
und ungestüm
zum Meere, dem Ewigen, fließen.
Sie antworten nicht.
Werde wie sie!
Frag' die Blume doch,
warum herrlich sie blüht und verwelkt.
Auch sie antwortet nicht.
Selber blühe wie sie!

Weltensucher,
Deine Seele ist von Gott
und er ist Dir Freund.
Öffne dich dem Geist:
denn auch der Gott

wäre Gespenst nur und Trug,
wenn er nicht 
wahrlich lebte in Dir.

Die zum höchsten aller Ziele stürmen,
finden Fels und Weh auf ihrem Weg.
Wenn sich Dir auch tausend Berge türmen,
sei Du selbst Dein wetterharter Steg.

Denn aus dem Scheine
von Gier und Macht,
der Knechtschaft und Peine,
Gewalt und der Nacht
befreit Dich das Eine,
das Dich herrlich erdacht.

(c) Prof.G.A.Neumann,
1946



Herbstgedanken

Düstrer Regenschauer
prasselt auf die Mauer.
Scheue Nebel schleichen
fahl hin über Felder.
Kalte Winde keuchen4weinend über Wälder.
Krähen grausig kreischen.
Farbge Blätter fäulen,
die nach Leben heischen.
Eulen schaurig heulen:

"Herbst,
der Du Blühen
in das Sterben,
der Du Glühen
in Verderben
färbst.
Herbst, Herbst!
Dein Bestreben
hassen, schelten
alles Leben
in den Welten!
Herbst!
Herbst!

Frühes Gedicht
von  (c) Prof.Gustaf A.Neumann

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