Samstag, 5. September 2020

Der Heimat willen

 Paßt so gut ....
vor 81 Jahren war Kriegsbeginn ...
und als das Land in Trümmern lag,
gründete mein Vater Gustaf A.Neumann mit knapp 21 Jahren seine Zeitung,
ohne Erfahrung als Zeitungsmann und Zeitungsherausgeber zu haben, dennoch gab es
diese Zeitung, dann auch mit anderen Namen, über viele Jahrzehnte lang.
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Als  am  11.  Oktober  1945  das  „Echo  der  Heimat“  erscheint,
  ist  das  Blatt  noch
recht  dünn,
was  mit  der  damals  herrschenden  Papierknappheit  zu  erklären  ist.
Auf     vier   Seiten
  wird   aus   diversen   Gemeinden
Oberösterreichs,   sowie   über
 national  relevante
Themen
berichtet.

In  der  ersten  Ausgabe  auf  der  ersten  Seite  findet
sich   folgender   Kommentar   des   Herausgebers
Gustaf    Adolf  Neumann,  der  die  Motivation  seiner
Zeitungsgründung  beschreibt:

Der  Heimat  willen
„Ich  richte  diesen  persönlichen  Brief
an   euch,   liebe   Landsleute.  
An   der
Wiege   des   Hausruck­‐Verlages,   der
mit   heutigem   Tage   sein   erstes
Programm,   „Echo   der   Heimat“
herausgibt,  
stand   die   grenzenlose
Liebe   zum   Lande
und  die  große  Verantwortung,
die  es  ihm  gegenüber  zu  erfüllen
bestrebt  ist.
Mit  keinem  größerem  Geschenke  könnte  ich  vor  euch,
meine   Landsleute,   hintreten,  
als   mit   der   Arznei,   die   mithelfen
kann,  eure  Wunden  zu  vernarben  und  eure  Krankheit  zu  heilen.
Schaut,   was   hat   unser   Land   in   all ́   den   bewegten   Jahren   seiner
rühmlichen   Vergangenheit   gelitten,   geblutet   und   seines   nackten
Rechtes  willen  geduldet

 und  schließlich  als  allzeit  freisinniges
bestanden?  Lasst  uns  beweisen,  dass  in  uns  Landler
 der  alte,  freie
stolze   Geist  
seinen   Sitz   behalten   hat.  
Deshalb   nahm   ich   zum
Wappen   des   Hausruck
-­‐
Verlages   das   Zeichen   Rot
-­‐
Weiß
-­‐
Rot   (...).

Ewig  soll  uns  dieses  Opfer  mahnen,  wenn  heute  die  Demokratie  in
unserer  Heimat  Wirklichkeit  wird.  Wir  alle,  aus  allen  Ständen  und
Berufszweigen,   müssen   uns   zu   einer   starken   Gemeinschaft
zusammenschließen,   beseelt   von   dem   ehrlichen   Willen,   unser
Land   wieder   lebensfähig   zu   machen.  
Mithin   wende   ich   mich   an
alle,   an   dich,   Bauer,   an   dich,   Eisenbahner,  
an   dich,   Beamter,  
an  dich,  Bergmann  des  Hausrucks,
an  dich,  Handwerker  und  Meister,
an   dich,   Kaufmann   und   Händler,  
an   dich,   Künstler,  
an   dich,  Hausfrau  und  Mutter,
an  dich,  österreichischer  Bub
und  an  euch
alle,  die  ihr  hier  eure  Heimat  besitzt.
Zu  euch  spricht  das  „Echo  der
Heimat“.  
Wer   aber   zerstören   will,   soll   in   diesem   Blatt   einen
unerschrockenen   Ankläger   finden.  
Wer   die   Freiheit,   um   seine
Macht  mit  Gewalt  zu  sichern,  in  Ketten  wirft,  wird  unbeirrbar  als
Verräter   an   den   Pranger   gestellt.  
Wir   haben   doch   erfahren
müssen,  dass  die  Freiheit  ein  zu  teures  Gut  ist,
als  dass  nicht  das  ganze   Volk   sie   bewachen   müsste.  
In   der   Grauen   erregenden
Todesmaschine   der   Schlachtfelder,  
Konzentrationslager   und
sonstiger   Orgien   der   Vernichtung   offenbart   sich   die   Schande
unseres  Geschlechts,  dass  nämlich  das  Licht  des
 20.  Jahrhunderts
dunkler  ist  als  die  Finsternis  des  Mittelalters.
Wir  müssen  daher
nun  beweisen,  dass  wir  wirklich  Menschen  sind,  die  fähig  sind,  frei
zu   leben   und   durch   unsere   Arbeit   bezeugen,   dass   das   uns
geschenkte   Vertrauen   Würdigen   zuteil   wurde.  
Das
„Echo   der
Heimat“  wird  auf  diesem  Weg  zur  Demokratie  eurer  Begleiter  sein.
 
Die  Knappheit  an  Papier  zwingt  mich  augenblicklich  den  Umfang
der   Zeitung   empfindlich   einzuschränken;  
doch   diese   kurze   Zeit
wird  bald  vorüber  sei;
dann  werde  ich  für  jeden  von  euch  Echo
sein;  
denn   ihr   alle   zusammen   seid   das   Echo   der   Heimat!  
Alle  Worte  sind  leerer  Schall.  Lasst  uns  daher  an  die  Arbeit  gehen,  die
überall  dort,  wo  sie  geleistet  wird,  Österreich gilt."

Gustaf Neumann, 11.10.1945


Quelle: http://othes.univie.ac.at/27180/1/2013-01-11_0502407.pdf

Siehe auch: http://www.klosterneuburg1.at/4-Tatsachen/05-Prof.-Neumann-verstorben.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Gustaf_Adolf_Neumann
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Mittwoch, 10. Juni 2020

Augenblick ~ Jahrtausende

AUGENBLICK - JAHRTAUSENDE
Aus Angst vor dem Leben:
Sehnsucht verglüht.
Erwachend soeben
Neues erblüht.

Erwärmen am Hellchen:
Nimm was es gibt!
Und Kühle aus Kehlchen.
Hast Du geliebt?

Versunken in Märchen :
Glaube, was geht.....
In Deinen Jährchen:
Wahrheit besteht ....

Verlängern und Klonen?
Habe genug!
Die Zeiten verschonen
keinen Betrug.

(c) Gustaf A.Neumann
1.1.2000
Zum heutigen 96.Geburtstag
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Sonntag, 31. Mai 2020

Das Tal

..Das TAL

Wie der Elfen zarte Glieder
gleitet sanft dahin das Tal.

Wenn der Wind vom Wehen müder,
ruht er hier wie ein Gemahl.

Und als ob Gott Mars hier sässe:
Treu die Tannen stehn am Tor.
Ihre tiefen dunklen Bässe
tragen den gemischten Chor ........


....wenn die wieselschlanken Erlen
als Tenöre sich verstehn,
und der Wasser tausend Perlen
Alt und auch Sopran versehn.


Ja, dann jubeln alle Vögel,
selbst die Sonne lacht vor Glück.
Nur der Häher, dieser Flegel,
schnarrt wie Jazzmusik.


Rehe äsen scheu und trinken
von dem Wasser mit Bedacht.
Ein Verein von lauten Finken
wäscht sich seine bunte Tracht.


(AUszug aus einem Gedicht )

(c) Gustaf A.Neumann 1943
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Donnerstag, 21. Mai 2020

Eine meiner Erinnerungen

....einer meiner Erinnerungen....

... jetzt geht es in die Zielgerade ...
In den nächsten Tagen wird Vaters Haus geräumt .....
Ich sitze nochmals in seinem Sessel in der Loggia, von wo man einen schönen Blick in den Garten hat ... fühle mich ihm da sehr nahe.
Bald gibt es hier nur mehr gähnende Leere ....
Und ich muß mich beeilen, zu schauen, was ich noch an papierenen Schätzen finde (so wie gestern). Das macht jetzt ganz schön Druck.
Aber, so weh es auch tut, so wird das mal abgeschlossen sein.

22.5.2014
Gabriela Sack-Neumann 

Edit:
Ich konnte aus Platzgründen längst nicht alles retten.
Und selbst das, was ich retten konnte,
ist schwer für mich zu lagern,
geschweige denn zu sortieren nach Zeiten und Themen,
um vielleicht die Memoiren meines Vaters zu schreiben.
Und:
 Inzwischen ist Vaters Villa seit 5 Jahren in anderen Händen. 
Wie sich heraus gestellt hat, hat es hier wirklich mal eine Glasgalerie gegeben,
in der der Erbauer, Maler und Architekt Kammerer, gemalt hat, wo es sogar ein
hausinternes Schwimmbad gegeben hat (nach den alten Plänen nach) .......
Und ja, durchaus möglich, dass ihn hier, wie der Legende nach,
auch Gustav Klimt besucht hat.

Ich hoffe sehr, dass diese Villa erhalten bleiben wird.
 
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Die Kirchenmaus

...DIE KIRCHENMAUS
 (ein Stoßgebet)

Kirchenmaus
Im kalten Haus:
Dürr und arm,
Dass Gott erbarm!

Hungerkrank:
Die Knöchlein blank.
Ob der Not,
Oblatenbrot

Brösel nur,
Der Kreatur!
Gute Nacht,
Es wird vollbracht!

(c) Gustaf A.Neumann, April 2002
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Sonntag, 3. Mai 2020

Die letzten Kriegstage 1945

Die letzten Kriegstage .... 1945.

Ich finde Dokumentationen von dieser Zeit sehr interessant, in vielerlei Hinsicht.
Denke da an die Generation Menschen, welche damals jung waren ... wie mein Vater...
Im 21. Lebensjahr .... April 1945 .... 
er war den Hoch- und Deutschmeistern zugeteilt ... 
vom Balaton nach Gmunden mit 20 Lastwagen unterwegs ...
 alle gut nach Gmunden gebracht
(von den ursprünglich 5000 waren nur mehr 500 Soldaten da) ...
Aufgabe: "Wehrmachtsgutrückführung"...  
was es war, wußten sie nicht ...
wahrscheinlich Dokumente, alle versiegelt ... 
 Ende April ist mein Vater "abgehauen", mit einem Fahrrad... 
diese eigentlich kurze Fahrt von 30 bis 40 Kilometern 
(lt Erinnerungsbericht von GAN .... lt Google sind es mehr KM ...
Steinbach-Grieskirchen  )
war sehr dramatisch ... 
unentwegt wurde er von diversen Gruppen aufgehalten ... 
Widerstandskämpfer, 
Gegenwiderstandskämpfer, 
SS, 
versprengte Soldaten, 
und das letzte Aufgebot ...
Wieviele Menschen da in den letzten Tagen,
wo es "nichts mehr zu verlieren gab,
ausser das Leben",
mit einem Plakat um den Hals, noch gehängt worden sind von Fanatikern....
 .... ein (bzw mehrere) WUnder, 
dass GAN es geschafft hatte ... 
denn er wäre in jedem Fall auch (oder v.a.)
in den letzten Kriegstagen noch standrechtlich abgerichtet worden 
wegen seiner Flucht nach Hause .
.....und wenn man gewußt hätte, 
dass mein Vater 10.000 R.Mark (Jugenddichter-Preis)
 in seinem Rucksack gehabt hatte, 
noch mind. ein Grund mehr (!).. 
Und noch vor den Amerikanern erreichte er seine Heimatstadt ..
(wieviele Schutzengeln waren da in seiner Begleitung?) ...
//
Das ist eine von vielen Geschichten aus dem Leben meines Vaters Prof. Gustaf Adolf Neumann ... dero gibt es massenweise mehr.

Wir, die wir den Krieg nicht erlebten, können uns trotz vieler Geschichten und Zeitdokumente niemals wirklich ein komplettes Bild davon machen ... 
WEIL WIR NICHT IN DIESER ZEIT LEBTEN.
Man soll nicht totschweigen, 
was Geschichte ist und war.
Das ist meine Meinung.
AUch wenn es eine grausame Zeit war.
Sie ist Tatsache.
Und viele Familien spüren heute noch die WUnden davon.
Und die ganz junge Generation .... 

in kurzer Zeit wird es keine Zeitzeugen mehr geben, 
jene Menschen, die den WK II miterleben mussten.

Freitag, 20. März 2020

21.3.

***Erinnerungen***
21.3. war immer die GALA 
(Dichterlesung) meines Vaters 
Prof. Gustaf Neumann
in KLosterneuburg..
(hier die letzte von 2009)

Berühmte Schauspieler lasen seine Gedichte ...
(wie hier Christine Ostermayer)...
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Ich denke mir, für einen Dichter, wie es mein Vater war, war es immer und stets berührend, wenn andere seine Zeilen interpretierten ...denn sicherlich kam da auch die eine oder andere Erinnerung auf...wie das jeweilige Gedicht entstanden ist.
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Wiener (Friedens-)Messe 1946

  Mein Vater (links) 1946 mit Bürgermeister Theodor Körner http://de.wikipedia.org/.../Theodor_K%C3%B6rner... ,beim Vorstellen seiner damal...