ECHO DER HEIMAT Ausgabe Dezember 1946
von Albert Binna
"Wenn das Weihnachtsfest mit dem Christbaum, mit der Krippe, der nächtlichen Mette, den Weihnachtsspielen, den alten Liedern, Sitten und Bräuchen, die uns dieses prächtige Fest so lieb machen, herannaht, glänzen nicht bloß die Augen der Kleinen vor lichter Hoffnungsfreude, auch in den Herzen der Größeren, der Erwachsenen hält selige Weihnachtsstimmung Einkehr.
Die christliche Weihnachtsstimmung war unseren Vorfahren im hohen Maße eigen, und das Kindlein von Betlehem war der Mittelpunkt von weihnachtlicher Poesie und Kunst, die in tausenden von Liedern und Bildern zum Ausdruck kamen und zu den wertvollsten Perlen europäischer Kultur und europäischer Gemütes zählt.
In der Gegenwart finden wir diese weihnachtliche, glaubensfrohe Gesinnung leider vielfach nur mehr in den Kinderherzen ausgeprägt, die vom Lichtschimmer des Christbaumes gefangengenommen, hinaufträumen zum lieben Christkind; die Kinder wissen es noch und mit ihnen frommgläubige Eltern, dass Weihnachten das Fest der Liebe ist und das einst die Engel von Betlehem den Frieden verkündeten. Weihnachten ist und bleibt ein Familienfest, mehr als andere Feste des Kirchenjahres.....
.......die Weihnachtszeit mit all ihrem Zauber hätte ihren Sinn verloren, wenn die Menschen aufhören würden in diesem schönen Feste nur einen Brauch oder ein geselliges Vergnügen zu sehen und zu suchen.
Für jung und alt, für alle Menschen, die guten Sinnes sind, ist Weihnachten ein Fest der Freundschaft und Liebe, und arm ist der, der keine Familie und keine Freunde hat, nur durch fremde Fenster den lichtgeschmückten Baum erstrahlen sieht .............
...Man könnte diese Zeit auch die Wochen der Liebe nennen. Tausend Gatten und Gattinnen, Väter und Mütter, Tanten und Onkeln sind von dem Gedanken beherrscht, womit sie ihren Lieben die größte Freude bereiten können; sie erleben dabei die Wahrheit des Sprichwortes vom Geben, das seliger ist denn Nehmen. Nicht bloß auf den engen Kreis der Familie bleibt diese Gebefreudigkeit beschränkt. Von Gebefreudigkeit können wir leider dermaßen noch nicht viel erwarten, da wir ein armes Volk sind und selbst noch auf fremde Gaben angewiesen sind. Es soll hier nur der Weihnachtsgedanke zum Ausdruck kommen, wie es immer war.
Möge die Zeit nicht mehr allzu ferne sein, dass wir wieder so echt und recht nach altem Brauch dieses schöne Fest in voller Freude und beim reich bedecktem Gabentisch feiern können. Es wäre unmöglich, all die Weihnachtsbescherungen, die von Vereinen (?) und Organisationen veranstaltet werden, auch nur anzuführen und all der bekannten und unbekannten Wohltäter namentlich gedenken zu müssen, die in diesen Tagen werttätige (?) Nächstenliebe üben.
Eines aber kann gesagt werden: Wenn dem nicht so wäre, so wäre der Sinn des Weihnachtsfestes in sein Gegenteil verkehrt.
Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten, wo viel Freude auch viel Leid.
Das Märchen vom armen Kind, das am Hl.Abend Zündhölzchen verkaufen muss und nur durch die erhellten Fenster die Freude seiner ALtergenossen belauschen darf, wird ungezählte Male Wirklichkeit."
1946
Albert Binna, Autor aus dem Salzkammergut
https://digi.landesbibliothek.at/viewer/fullscreen/AC03765206/63/
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1946 gab es wieder einen Wiener Christkindlmarkt nach dem Krieg.
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